Für Delphine, Head of Legal bei Diabeloop, ist das Recht ein wichtiges Glied in der Wirtschaftskette
Die Herausforderungen ihrer Position bei Diabeloop, ihr Leben mit Diabetes und ihre Vorstellung vom Recht
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Diabeloop: Könntest du uns mehr über dich und deine berufliche Entwicklung erzählen?
Delphine: Damit Sie meinen Werdegang besser nachvollziehen können, gehe ich noch einmal ganz kurz auf meine Vorgeschichte ein. Als Kind geschiedener Eltern waren mir Fairness und Gerechtigkeit immer ein wichtiges Anliegen. Ein Studium der Rechtswissenschaften zu absolvieren, war daher für mich naheliegend. Ich war fünf Jahre lang als Anwältin tätig und habe mich in dieser Zeit vor allem im Wirtschaftsrecht und insbesondere mit Streitfällen befasst. Seit meinen Anfängen bei der Anwaltskammer wusste ich, dass ich nicht mein ganzes Leben lang als Anwältin arbeiten würde, und als Anekdote: Ich habe mich oft mit der Feuerwehr verglichen und war frustriert, dass ich nur eingreifen durfte, wenn es Probleme gab.
Diabeloop: Warum hast du dich für die Tätigkeit im Unternehmensbereich entschieden?
Delphine: Für mich kann Recht nicht ausschließlich durch die juristische Brille betrachtet werden. Es ist vielmehr ein echtes Verbindungsglied in der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Was mich antreibt und was meiner Meinung nach das Wesen des Rechts ausmacht, ist seine Anwendung im täglichen Leben. Inwiefern ermöglicht es das Recht, unserem Leben einen Rahmen zu geben? Es ist genau diese Vorstellung, die ich vom Recht habe, die mein Interesse und meinen Mehrwert für Unternehmen offenbart hat.
Diabeloop: Erzähle uns bitte uns von deinen ersten Schritten in einer Organisation.
Delphine: Wie Sie sicher wissen, bin ich als Wirtschaftsjuristin in ein Unternehmen eingestiegen, nachdem ich fünf Jahre lang als Wirtschaftsanwältin gearbeitet hatte. Ich war hauptsächlich für Vertrags-, Handels- und Wettbewerbsrecht sowie für geistiges Eigentumsrecht zuständig. Ich habe für die unterschiedlichsten Auftraggeber gearbeitet (Internetprovider, industrieller Fotovertrieb, private Internethändler, Tabakindustrie, neue Versicherungsformen usw.) und hatte im Übrigen nie einen bevorzugten Sektor, da mein Beruf in allen Tätigkeitsbereichen ausgeübt werden kann; vorausgesetzt natürlich, dass man sich für das Geschäftsfeld des Unternehmens und seine Besonderheiten interessiert. Meine ersten Schritte in einem Unternehmen haben mich überzeugt und meinen Wunsch, mich dort weiterzuentwickeln, nur bestätigt.
Diabeloop: Was bedeutet es deiner Meinung nach, in der Rechtsabteilung zu arbeiten?
Delphine: Ich würde zwei Profile unterscheiden. Auf der einen Seite gibt es den reinen Juristen, der nur die Gesetze zugrundelegt, seine Überlegungen ausschließlich auf die Theorie stützt und sich sozusagen in seinen Elfenbeinturm zurückzieht. Auf der anderen Seite gibt es ein differenzierteres Profil, das ich vertrete und bei dem es eine absolute Notwendigkeit ist, sich als echter „Geschäftspartner” (obwohl der Begriff ein wenig überstrapaziert wird) zu positionieren. Die Relevanz liegt in der Nutzen-Risiko-Analyse für eine bestimmte Situation, denn oft reicht es nicht, nur die entsprechenden Gesetzesartikel hervorzuholen. In meinem Fall habe ich gelernt, mit Risiken umzugehen. Pragmatisches Vorgehen ist ein großer Vorteil, wenn nicht sogar eine Voraussetzung für die Arbeit als Jurist. Wenn ich meine Aufgabe als Head of Legal zusammenfassen sollte, besteht sie darin, den operativen Mitarbeitern dabei zu helfen, ihre Geschäftsziele zu erreichen und gleichzeitig die rechtlichen Risiken zu minimieren. Ich muss ihre Bedürfnisse verstehen und begreifen, um meine Beratungsfunktion ausüben zu können und ihnen zu ermöglichen, möglichst fundierte Entscheidungen zu treffen.
Diabeloop: Du hast uns erzählt, dass du seit über zehn Jahren mit Typ-1-Diabetes lebst. Ist das einer der Gründe, warum du bei Diabeloop angefangen hast?
Delphine: Tatsächlich ist bei meiner zweiten Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes aufgetreten, der sich schließlich zu T1D entwickelt hat. Seit meiner Diagnose war es für mich immer ziemlich einfach, darüber zu sprechen. Als Early Adopter, der freiwillig neue Lösungen ausprobiert, hatte ich das Glück, von Diabetologen betreut zu werden, die auch immer die Innovationen im Blick hatten. Von Diabeloop erfuhr ich zum ersten Mal durch meinen Diabetologen im Jahr 2020 und dann durch die Beziehungen meines Mannes, der Rechtsanwalt ist. Nach einiger Bedenkzeit habe ich Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen, um mich über die Möglichkeit zu informieren, in eine klinische Studie aufgenommen zu werden oder von einer der von Diabeloop entwickelten Technologien zu profitieren. Zufällig oder aufgrund der Umstände stieß ich kurz darauf auf eine Stellenausschreibung für die Position des Head of Legal, auf die ich mich sofort beworben habe.
Diabeloop: Welche Kritik hast du bezüglich deiner Erfahrung bei Diabeloop?
Delphine: Ich bin von Natur aus eher eine Opportunistin, in dem Sinne, dass ich jede interessante Gelegenheit nutze, um meine Erfahrungen zu erweitern. Ich verließ also die Tabakindustrie mit ihren speziellen rechtlichen Rahmenbedingungen und wechselte zu einem (damals noch) Start-up-Unternehmen, das dabei war, dem Ökosystem Gesundheit und Diabetes mit seinen Neuerungen eine neue Dynamik zu verleihen. Ich bin sehr froh, für ein Medtech-Unternehmen an der Schnittstelle zwischen Innovation und Medizin zu arbeiten, wobei das Gesundheitsrecht zu den Bereichen gehört, die mir am meisten Spaß machen. Ich war auf der Suche nach einem Projekt, das sowohl meinen Werten und Perspektiven als auch meinem Bedürfnis, mich nützlich zu fühlen, entsprach. Ich bin stolz darauf, für ein Unternehmen zu arbeiten, dessen Priorität es ist, das Leben von Menschen mit Diabetes zu verbessern. Diabeloop ist ein Unternehmen, in dem menschliche Werte zählen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich bewusst sind, dass sie eine gemeinsame Aufgabe haben. Die Überzeugung von Steve Jobs war Folgende: „Es macht keinen Sinn, kluge Leute einzustellen und ihnen zu sagen, was sie tun sollen wir stellen kluge Leute ein, damit sie uns sagen können, was wir tun sollen”. Meiner Meinung nach genießen wir bei Diabeloop das Vertrauen des Managements, und genau das macht den Unterschied aus. Im Alltag stehen Pragmatismus, Realismus und ein Gespür für Prioritäten an erster Stelle.
Diabeloop: Wie empfindest du die Reaktionen und den Umgang mit dir als Kollegin mit DT1 bei Diabeloop?
Delphine: Es ist sehr angenehm, einfach sagen zu können, dass ich eine Hypoglykämie habe, bevor ich in ein Meeting gehe, oder dass ich erst eine Zuckerzufuhr brauche, und vor allem erleichtert es sehr, dass man mich versteht und es einfach als selbstverständlich ansieht. Als Person mit Diabetes und Mitarbeiterin von Diabeloop werden meine Erfahrungen und persönlichen Erkenntnisse wirklich berücksichtigt. Das Leben mit T1D ist nicht immer einfach und ich habe ich das Glück, intern uneingeschränkte Unterstützung zu erhalten, wenn ich sie brauche. Als Patientin habe ich die Möglichkeit, mich auszutauschen, Diskussionen anzuregen und zu ständigen Verbesserungen beizutragen – und es ist die Unternehmensleitung, die diese Mentalität fördert.
Ich möchte auch hinzufügen, dass ich besonders stolz darauf bin, für ein Unternehmen zu arbeiten, das Diabetes-Communities unterstützt, ihre Initiativen fördert und die Stimmen derjenigen, die mit Diabetes leben, hört und ihnen Gehör verschafft.
Diabeloop: Diabeloop hat vor kurzem 70 Millionen Euro eingeworben. Hast du zu diesem strategischen Meilenstein für ein starkes Wachstum des Unternehmens beigetragen?
Delphine: Zunächst einmal finde ich es unglaublich, dass Diabeloop ein Jahr, nachdem es seine erste Lösung auf den Markt gebracht hat, in der Lage ist, solche Summen zu beschaffen. Die Technologien und Innovationen von Diabeloop haben ganz offensichtlich eine vielversprechende Zukunft vor sich.
Ich habe am Erfolg dieser letzten Finanzierungsrunde mitgearbeitet, insbesondere hinsichtlich der administrativen und rechtlichen Abwicklung, aber als ich bei Diabeloop anfing, war diese Mittelbeschaffung bereits in vollem Gange. Nichtsdestotrotz ist es natürlich eine enorme persönliche Befriedigung, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe.
Diabeloop: Zur Tätigkeit in der Rechtsabteilung eines Unternehmens: Was würdest du Kolleginnen und Kollegen und/oder Jurastudentinnen und -studenten dazu sagen?
Delphine: Ich würde ihnen sagen, dass es eine einzigartige Gelegenheit ist, Dinge konkret umzusetzen und dass kein Tag wie der andere ist, dass es äußerst spannend ist, an Entscheidungsprozessen und an der Strategie mitzuwirken, und dass die Vielfalt der Gesprächspartner/innen enorm bereichernd ist. Und vor allem würde ich darauf hinweisen, dass nichts jemals als selbstverständlich und unveränderlich angesehen werden sollte, man kann alles hinterfragen, jederzeit! Schließlich möchte ich wiederholen – und weil es mein persönliches Lieblingsthema ist -, dass es eine unglaubliche Chance ist, die heutige wirtschaftliche Realität aus nächster Nähe verfolgen und mitgestalten zu können.
Diabeloop: Welchen zukünftigen Herausforderungen wird sich das Recht deiner Meinung nach stellen müssen?
Delphine: Obwohl das französische Zivilgesetzbuch im Jahr 1804 verfasst wurde, muss das Recht laufend an die wirtschaftliche Realität angepasst werden. Beispiele dafür sind die DSGVO oder auch der NFT für geistiges Eigentum. Mehr denn je müssen Juristen und Juristinnen diese Realität berücksichtigen, proaktiv sein und die tatsächlichen Bedürfnisse vor Ort im Auge behalten, denn es entstehen echte rechtliche und juristische Herausforderungen, insbesondere für Unternehmen, die im Zentrum der Innovation stehen.
Diabeloop: Was ist dein Mantra und warum?
Delphine: „Nichts ist unmöglich!”, ein Klassiker, werden Sie sagen, der aber nach wie vor von Bedeutung ist, wie ich finde. Meine Zeit in der Tabakindustrie hatte für mich eine Nachwirkung wie ein Elektroschock. Um erfolgreich Projekte in einem stark regulierten Umfeld durchzuführen, das mit großen Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit konfrontiert ist, war ein genaues Verständnis der Bedürfnisse erforderlich, ich musste mich Herausforderungen stellen und Tricks finden, um in der Lage zu sein, geeignete Lösungen vorzuschlagen.